(Ein Nachtstück.)
Dräuend, ein Ungetüm,
Reckt der Schachtturm seine Eisenstirn
Zum Nachthimmel. –
Um ihm, von ihm
Glimmt’s wie Totenlicht,
Wie Phosphorgefunkel,
Wie Dunst der Verwesung. –
Ein Beinhaus - riesig, ungeheuer –
(Sarkophag und Mausoleum)
Liegt der Schacht da,
Und die Nacht hockt darauf. –
Sie, die Nacht,
Wittert den Leichenduft,
Der daraus emporsteigt,
Feucht, nebelhaft,
Wie die Hyäne den Grabesodem,
Und schlürft ihn mit Wollust. –
Radbod und Nacht! –
Grauen zu Grauen,
Sie gatten sich. –
Und die Fäule im Erdbauch,
Als Genossin sich zugesellend,
Speit ihren Gifthauch
Aus Kluft und Spalt –
Odeur für Gespenster. –
Aber das ist es nicht,
Was die Nacht birgt
Mit ihrem Mantel,
Dem dichten. –
Sie, die da unten liegen,
Unter Trümmern und Schutt,
Die Toten von Radbod,
Sind doch nicht tot! –
Wenn der Tag schläft,
Wenn die Nacht brütet,
Bei Schweigen und Oede
Werden die Stimmen der Tiefe wach,
Leben die Toten. –
Sie winseln und wimmern nicht,
Sie klagen und jammern nicht,
Sie heischen Gericht,
Sie fordern Sühne. –
Und immer neu
Und immer wieder,
So lange ihr säumet,
Wird aus der Tiefe
Die Mahnung kommen:
Gebt Recht den Toten!
– – – – – – – – – – – –
So ruft es heute,
So wird es immer
In Zukunft rufen,
Wenn auf dem Schachte,
Dem gottverfluchten,
Dem „Mörder“ Radbod,
Die Nacht sich lagert,
Die graue Riesin:
Gebt Recht den Toten! –