Erich Mühsam

  • Manchmal fühl' ich ein Ahnen,
    ein Sehnen, vor dem mir bangt,
    und weiß nicht, woher es kommt,
    und weiß nicht, wozu es frommt.
    Das zieht und zerrt, und ich weiß nicht wohin,
    weiß nicht, wonach meine Sehnsucht verlangt. -...

  • Als ich dich fragte: Darf ich Sie beschützen?
    da sagtest du: Mein Herr, Sie sind trivial.
    Als ich dich fragte: Kann ich Ihnen nützen?
    da sagtest du: Vielleicht ein andres Mal.
    Als ich dich bat: Ein Kuß, mein Kind, zum Lohne!
    da...

  • Meine Straße mir entgegen
    ist heut eine Frau gegangen,
    deren Tragen und Bewegen
    all mein Sinnen hält umfangen.

    Was ich liebend je gepriesen,
    wenn ich kurzes Glück genossen,
    alle Pracht schien mir in...

  • Das Fell der Erde schäumt in Wellen.
    Aus Bäumen und aus Schollen quellen
    des Frühlings Knospen auf wie Gischt. -
    Dröhnt, Fluten, - zischt!
    Schlagt an die Dünen meiner Brust!
    Treibt Frühlingsgrün aus meinen dürren Hängen!...

  • Jeden packt einmal die dicke Liebe,
    packt einmal die feiste Leidenschaft;
    und sie dauert, bis zu dem Betriebe
    eines Tags der heilige Fleiß erschlafft.
    Mit der Tatkraft schwindet die Begeistrung,
    Schwer- und Weh- und Übermut...

  • Ich bin verdammt zu warten
    in einem Bürgergarten
    auf das geliebte Weib.
    Nun sitz' ich hier als Beute
    gewissenloser Leute
    mit breitem Unterleib.
    Sie sind so froh beim Biere,
    bald zwei, bald drei, bald viere...

  • Zähre rieselt mir um Zähre
    in des Betts zerwühltes Laken.
    Bange Angstgedanken haken
    sich an meiner Seele Schwere.
    Schmerzgekrümmt sind meine Beine;
    traurig triefend hängt der Bart
    von den Tränen, die ich weine, -...

  • Uli, Kaschka, Margarete,
    Eva, Gerta, Bianca, Kete!
    Ihr verschmähtet, mich zu lieben.
    Gut. So will ich sanfte Rhythmen,
    mildbewegte, euch, ihr Sieben,
    traurig, doch in Treuen widmen ...
    An der Liebe Niederlagen...

  • Wenn ich dereinst in fernen Ewigkeiten,
    in einem andern, fremden, neuen Leben,
    wo ich von mir und Menschheit nichts mehr weiß
    und nichts von fernen, längst vergangnen Zeiten, - -
    wenn dann aus dunkler, schwerer Sehnsucht leis
    die...

  • Dein Auge sollst du senken
    in meins, als wär' ich Christ
    und könnte Gnaden schenken.
    Und ich will gläubig denken,
    daß du der Heiland bist. (S. 118)...