Pfingsten im Ruhrtal

Ich seh’ die blühende Ginsterpracht
Und die Dolden des Weißdorns daneben,
Und mein Herze jauchzt und mein Herze lacht
Zu dem vollen sonnigen Leben.

Und die Nachtigall schlägt und die Drossel singt
Im goldigen Morgenstrahle,
Und aus mosigem Steine die Quelle springt
Und zieht als Bächlein zu Tale.

O, wie bist du so schön, wie so wonnig schön,
Du Heimat mein, mir doch immer!
Wie blitzt dein Kleid um Gelände und Höh’n,
Wie funkelt’s im Sonnenschimmer!

Ich sah den Rhein mit dem prangenden Wein
An seinen felsigen Hängen,
Und die ragenden Burgen und Dome sein,
Und lauschte den Lurleiklängen.

Wohl fand ich der Reize mehr nirgend schier
Und Becher- und Sangesgetöne,
Doch immer zog es zurück mich nach dir,
Mein Ruhrtal, mein einziges schöne.

An deinen Triften, an deiner Flur,
Will ich die Blicke stets weiden,
Bist Heimat, die liebste mir immer nur,
Die treu’ste in Lust und in Leiden.

Collection: 
1909

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