O wenn mein Mund an deinem Munde brennt

  (E. S. zu eigen)

O wenn mein Mund an deinem Munde brennt,
Firmamente erblühen feurig am Firmament!
Sonne hat sich in aber Sonnen gespalten,
Wo ein Büsser in dürre Kniee sank, Millionen Chöre
singend die betenden Hände falten.
Mond rollt mit vielen Monden an goldner Kette.
Mädchen, o tanzte ich erst in deinem hüpfenden Bette!
Mein Atem weht wie Beduinenwind um deiner Brüste rosiges Gezelt.
Mein Auge ist kleiner Gott, dein Leib ist die grosse Welt.
Alle meine wilden Willen wurden zu Kindern, die spielen möchten
Und die sich gerne Veilchenblüten in ihre maibraunen Haare flöchten.
Der ich über das Gebirge hinschreite mit Macht:
Felsensturz nicht fürchte und nicht Lawine und nicht
des Dunkels dunkle Nacht -
Ich zittre, dass mein Körper klirrend wie Kettenpanzer bebt,
Meine Füsse trommeln, Nebel grau an meinen Schläfen klebt:
Hebst du wie Schmetterlingsflügel den leichten Blick!
Ach wie fern ist noch nächste Nähe dem weitesten Glück!

Collection: 
1998

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