Streikjustiz

Du siehst sie durchs Gefilde hupfen:
die Wangen angenehm verpudert,
frech, nicht mehr jung, und auch verludert,
verschminkt … zwei rosarote Tupfen …

Die Wage wackelt hin und her.
Das Schwert – mein Gott – es ist aus Pappe,
sie trägt es scherzhaft als Atrappe,
ein eisernes ist ihr zu schwer.

Sie richtet so! O ja – man sieht’s!
die schwarzen, hohen Stöckelschuhe
zertrampeln alles – schaffen Ruhe.
So tänzelt Fräulein Streikjustiz.

Es raschelt des Talars Frou-Frou …
- „Du trugst doch früher eine Binde?“
– „Die hab ich noch! Dem, den ich finde,
schnür ich damit die Kehle zu!“ –

Collection: 
1919

More from Poet

  • Die Verse sind mir leider ausgegangen -
    Es ist so heiß.
    Ich habe nur ein lästerlich Verlangen
    nach Blond und Weiß.
    Beamte, Akten, Schieber, bunte Bauern -
    ein dummes Land.
    Wie lange nur soll dieser Spaß noch dauern?
    Gib mir die Hand.

    So weit, so...

  • Wie tanzt durch meine Träume Josephine!
    Das gute Kind! wie war sie dick und rund!
    In luftiger Seide und sonst sine-sine,
    so satt, so frisch und so gesund!

    Sie neigt sich und sie spricht: "Weißt du noch, Junge?
    Die Havel blitzt...

  • Das ist das tiefste Wesen aller Frauen:
    sich in das eigene Bildnis zu versenken,
    sich spiegelnd zu genießen und zu denken:
    Ich bin, ich wirke, und ich darf mir trauen -

    Ich will dir einen kleinen Spiegel schenken.
    Du sollst...

  • Für Mary

    Du spuckst und beißt und bist so böse
    und runzelst Stirn und Augenbraun -
    und wenn ich dir das Schuhband löse,
    willst du mir nicht ins Auge schaun.
    Du bist sonst lieb, ein weiches Schätzchen -
    jetzt aber...

  • "Die Blonden sind sehr kalte Leute,
    Die Liebe macht sie niemals heiß.
    Was sonst die Damen so erfreute,
    das läßt sie kalt. Sie sind vom Eis."

    So spricht mein kluges Kind. - Indessen
    ich glaube nicht, was sie da meint....