Shakespeare’s Strumpf

(Bei Gelegenheit eines Leipziger Festes, wo man mit einer
Schillerschen Weste Götzendienst trieb.)

Hochgesprungen, lautgesungen!
     Wenn verschimmelt auch und dumpf,
Sei’s! wir haben ihn errungen,
     William Shakespeare’s wollnen Strumpf.

Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe,
     Haben jetzt das heil’ge Paar,
Drinnen er trotz Moor und Sümpfe
     Sicher vor Erkältung war.

Sieg! wir huld’gen jetzt dem Strumpfe,
     Der der Strümpfe Shakespear’ ist,
Denn er reicht uns bis zum Rumpfe,
     Weil er fast zwei Ellen mißt.

Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe,
     Dran er putzte, wischte, rieb
Manchesmal die Federstümpfe,
     Als er seinen Hamlet schrieb.

Drum wer je ein Lied geleiert,
     Wenn er sich nicht lumpen läßt,
Singt Oktaven er, und feiert
     Unser nächstes Shakespearefest.

Unsren Enkeln wird man melden:
     „Euer Ahn, daß ihr es wisst,
War auch Einer von den Helden,
     Die den Shakespeare-Strumpf geküsst.“

Drum herbei was Arm’ und Beine,
     Unsrer harret schon Triumph,
Und dem Shakespeare-Strumpf-Vereine
     Helfen so wir auf den Strumpf.

Collection: 
1851

More from Poet

  •    1853

    Ich hab' darüber nachgedacht
    (Nachdenken immer nützt und frommt!)
    Und hab' gefunden über Nacht,
    Woher der Name »Minna« kommt;
    Feststeht es meinem Sinne,
    Daß Minna kommt von Minne,
    Und legst...

  •  
    »Es geht nicht mehr im fremden Lande,
    Die Welt birgt nur ein Paradies,
    Das liegt daheim am Meeresstrande,
    Wo ich mein trautes Liebchen ließ.

    Ich kann das Herz nicht länger zügeln
    Und nicht regieren meinen...

  •    (An Minna)

    Es floß ein Bach durch Waldesgrün,
    War lauter, klar und rein,
    Viel Blümchen an dem Bache blühn,
    Und alle nett und fein.

    Doch tut er stets, als säh' er nicht
    Die Blümchen um ihn her,
    Des...

  •  
    Du siehst, es bleibt mit mir beim alten,
    Trotz mancher bittern Neckerei;
    Versprechen - und Versprochnes halten -
    Ist mir noch immer zweierlei.

    Und daß dir alle Zweifel schwinden
    An meinem Unverändertsein,...

  •  
    Dort unter dem Kastanienbaum
    War's einst so wonnig mir,
    Der ersten Liebe schönsten Traum
    Verträumt' ich dort mit ihr.

    Dort unter dem Kastanienbaum
    Ist's jetzt so traurig mir,
    Dort gab ich...