Und wieder hab’ ich in Maientagen
Gelauschet dem Nachtigallenschlagen,
Und wieder neu bestrickt mir die Seele
Die Sangeskönigin Philomele
Mit ihrer tönenden Liebesmacht –
Es rauscht der Born, es blitzt der Schacht. –
Die alten Mären, die alten Sagen,
Sie raunen aus diesem Jubeln und Klagen –
Und wieder hält mich die süße Weise
Gebannet in ihre Zauberkreise. –
Ich möchte hinunter ins Gnomenreich
Zur Wassernixe, so kalt und bleich,
An meinem Busen, in meinen Armen
Will ich die Kalte zur Liebe erwarmen. –
Und mehr und mehr noch wächst das Verlangen,
Ich möchte zu allem mich unterfangen –
Die Elfen belauschen auf weichen Sohlen,
Die Sterne vom Himmel herunterholen,
Die goldenen Sterne aus ihrer Haft,
Ich weiß es, ich fühle dazu die Kraft. –
Ich sauge sie aus den funkelnden Tönen,
Demantengeschmeide im Reiche des Schönen –
Das ist nicht irdische Melodei,
So klagt die Elfe, so weint die Fei. –
So mochte wohl Heinrich von Ofterdingen,
Der große Sänger der Minne, singen,
Mit solchen Tönen die Herzen rühren,
Die Sehnsucht wecken, die Gluten schüren –
So sang wohl Wolfram von Eschenbach
Die Leidenschaft und die Liebe wach. –
Im Dämmerdunkel, im Waldesschweigen
Vernahm ich wieder den Zauberreigen,
Das Jubelklagen, das Sehnsuchtssingen,
Wie Harfentönen, wie Flötenklingen,
Den alten, süßbestrickenden Schall –
Das war dein Lied, Frau Nachtigall. –
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