Von meinem Fenster seh’ ich sie im Trott
Tagtäglich hier vorüberzieh’n; laut klirrt
Der schwere Bergschuh auf dem Straßenstein,
Wie Hufestritt. – Das ist die Köhlerschar! –
So geht den Weg zur Zeche sie, so kehrt,
Nur müder, sie davon zurück nach Haus,
Zur kurzen Rast – um wieder dann auf’s neu
Zum Joch zu ziehen – und so fort und fort. –
Ihr sagt: Gewohnheit – und – sie spüren’s nicht.
Von Jugend an sind sie daran gewöhnt
Die Muskeln zu gebrauchen, dafür hat
Der Kopf auch Ruhe, braucht mit Denken nicht
Sich zu beschweren, wenn die Hand nur schafft. –
Ihr sprecht es aus – gewiß, so wär’s euch recht!
Nur schuften soll der Knapp’, die Denkarbeit
Wollt ihr besorgen schon – das Kohlenhau’n,
Das Felsensprengen und die Wetternot
Im tiefen Schacht für ihn – jedoch die Last
Der Dividenden wollt ihr großmutsvoll
Auf eure Schultern nehmen und auch noch
Des „Denkens Schwere“, die dazu gehört. –
Das wär’ ein Pakt! Nur schade drum, daß wir
Es nicht so wollen und die Harmonie
(Wenn’s eine gibt bei Arbeit und Nichtstun)
Zum Mißklang wird in solchem Teilkonzert. –
Nein, liebe Herren, nicht so soll es sein!
Auch uns hat die Natur mit Kopf und Hirn
Bedacht wie euch, und auch das Denken ist
Nicht ganz so fremd uns, wie wir’s schon gezeigt
Zu vielen Malen euch, vergeßt es nicht. –
Einlullen läßt der Bergmann sich nicht mehr –
Er will sein Recht, er kämpft dafür und wird
Erhalten es, ob über kurz ob lang. –
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