Im Süderlande ¹), nah’ bei Attendorn,
Im Tal der Bigge, liegt die Attahöhle –
Ein prächtiges Gebild, bei meiner Seele,
Geschüttet aus der Erde Wunderhorn. –
Gehst du hinein, so weiß dein Auge nicht,
Wohin zuerst es seinen Blick soll richten –
Und bist du Dichter nicht, hier lernst du dichten,
Denn diese Höhle selbst ist ein Gedicht. –
Fürwahr, fürwahr, sie ist ein Feenschloß,
Bewohnt von Luftgestalten (Nixen, Gnomen),
Die um dich her in den kristall’nen Domen
Ihr Wesen treiben mit dem Luftgenoß. –
Dein Menschenauge aber ist profan
Und kann die Unsichtbaren nicht erschauen –
Du siehst die Grotten nur, die grünen, blauen,
Und wandelst staunend fürder deine Bahn. –
Geht es von Halle doch zu Halle fort,
Auf leichten Stiegen, zu den Kemenaten
Der Fürstin Atta, funkelnd von Zieraten,
So köstlich wie der Nibelungenhort. –
Es glitzt und blitzt in märchenhafter Pracht,
Es glüht und strahlt in allen Lichtakkorden –
Und Tropfen sind’s, die hier zu Stein geworden
In tausendjähr’ger, grabesdunkler Nacht. –
Und Form und Farbe immer wieder neu –
Von oben nieder hängen Stalaktiten,
Von unten aufwärts streben Stalagmiten,
Zum Ganzen passend wunderbar getreu. –
Bizarr und seltsam wie der Säulenbau,
Von dem die lichten Kuppeln sind getragen,
Ist auch das Tönen, wenn daran geschlagen,
Verlor’ner Hall und Melodientau. –
Hier Faltenwurf von prächtigen Gardinen
Mit bunten Säumen in den Webestoffen,
Dort stehen Alabasterhallen offen,
Durchleuchtet von Smaragden und Rubinen. –
Wo du auch schaust – der Prächten sind zu viel –
Von allen Seiten will es dich umraunen –
Das Auge kann bewundern nur und staunen,
So wechselvoll ist der Gebilde Spiel. –
Wer ist der Künstler, der dies Heiligtum,
Dies Wunderwerk an Schönheit hat geschaffen, –
Dess’ Pulse nie erlahmen, nie erschlaffen? –
Natur, Natur, nur dir gebührt der Ruhm. –
Ihr aber, Freunde, zieht nach Attendorn
Ins Süderland, wo solche Wunder sprießen,
Die Märchenwelt wird sich euch dort erschließen,
Zieht hin, zieht hin und trinkt vom Schönheitsborn.