(1888.)
Die Lüfte lau, der Himmel blau,
Der Bach befreit vom Eise,
Und aus dem Wald vernimmst du bald
Des Kukuks traute Weise!
Die Schwalbe kehrt zum alten Herd,
Die Veilchen blühn am Raine;
Die Lerche schwirrt, der Falter irrt
Durch knospenreiche Haine,
Und freudig schaun und voll Vertraun
Vor uns die Bahn wir offen;
War auch dein Herz voll Gram und Schmerz –
Der Lenz bringt neues Hoffen!
Vom Sonnenbrand gebräunt die Hand,
Die Stirn bedeckt von Tropfen,
Hörst du sodann im tiefen Tann
Der Spechte fernes Klopfen;
Vom Staub beweht am Wege steht
In Mittagsgluth die Weide –
Den langen Tag klingt Wachtelschlag
Aus wogendem Getreide.
Ein Wetter droht; vom Blitz umloht
Mußt du die Garben raffen;
Wem sich in Kraft der Arm noch strafft,
Der soll im Sommer schaffen!
In bunte Tracht, in stille Pracht
Hat sich der Wald gekleidet;
Geschaart zum Zug für langen Flug,
Das Heer der Sänger scheidet.
Die Traube reift; vom Stengel streift
Der Herbst die letzte Rose
Und seltsam fahl im Wiesenthal
Blüht nun die Herbstzeitlose.
Die Halmenflur zeigt Stoppeln nur,
Die Herbsteswinde klagen;
Es mag mit Grund dein ernster Mund
Nun nach der Ernte fragen.
Dann weit und breit das Land verschneit,
Gehüllt in Nebelschichten;
Von Frost erstarrt, das Hochwild scharrt
Nach Moos am Fuß der Fichten.
Ein Blumenflor schoß Nachts empor
An deines Fensters Scheiben;
Der rasche Fluß, der blaue, muß
Verdrossen Schollen treiben.
Der Sturm pfeift schrill – sonst Alles still,
Die Welt versank in Schweigen;
Nun magst auch du das Haupt zur Ruh’,
Zur wohlverdienten neigen.