Wilhelm Hertz

  •      Klein wild Waltraut

    Das Mondlicht ist versunken kaum,
    Herr Odin[1] sitzt am Galgenbaum,
         Die Todten reden leise.

    „Ihr drei Gesellen über mir,
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    Nun saget an, was raunet ihr?“
         Die Todten reden leise.

    „„Wir...

  • Ich saß in finstrer Trauer,
    Mir war das Herz so schwer, -
    Da kam aus dunkler Ferne
    Einsam ein Stern daher.

    Er glänzt wie eine Thräne,
    Die stille Sehnsucht weint,
    Die wie ein Blick der Hoffnung...

  • Und weil ich denn von dannen muß,
    Und all' mein Glück vergangen,
    So laß dich mit bethräntem Kuß
    Ach, einmal noch umfangen!

    O blick' mir nicht so sehniglich
    Hervor aus deinen Thränen!
    Es soll hinfort kein...

  • Dein Antlitz ist kein heißer Tag,
    Es ist ein milder Mondenschein;
    Dein Herz bewegt kein wilder Schlag,
    Der Friede Gottes schließt es ein.

    Mein Auge glüht, mein Auge ist wild,
    Sein einz'ger Friedensstern bist du,...

  • VI.

    VI.
    Ich bin erwacht von wilden Träumen,
    Du aber schlummerst sanft und mild.
    Schon will ein Grau die Wolken säumen,
    Doch schweigend liegt noch das Gefild.

    Da ruht dein Leib! – In sanfte Wellen
    Ist...

  • V.

    V.
    Blick' ich in dein braunes Auge,
    In die dunkle Märchenwelt,
    Wird von seltsam süßem Grauen
    Mir oft leis das Herz geschwellt.
    Ward dir nie die schaur'ge Kunde
    Von den stillen Geisterseen?
    Wo den...

  • IV.

    IV.
    Komm, laß mit Myrthen dir umlauben
    Der Wangen rothgeküßtes Licht!
    Und frage nicht nach meinem Glauben,
    Du kleiner Träumer, frage nicht!

    Ob ich zum Himmelsbürger tauge,
    Lehrt dieses Busens Heiligthum;...

  • III.
    An deinem süßen Herzen
    Ruh' ich in stiller Stund',
    Es feuchtet meine Schläfen
    Dein athemwarmer Mund.

    Mich wiegt ein Himmels-Garten;
    Da blühen wunderbar
    Zwei weiße Rosenbüsche
    ...

  • Erst streift' ich heimlich, von Schauern durchzückt,
    An des Kleides duftendem Saume,
    Dann wurde dir leise die Hand gedrückt,
    Und du sah'st mich steh'n wie im Traume.

    Und einst in der Nacht, zu verschwiegener Stund',
    ...

  • Liebchen, sieh', der Frühling kam uns wieder,
    Alle Wesen glüh'n, ihn zu begrüßen,
    Lebenskeime fluthen durch den Aether,
    Zartes Grün erwacht zu unsern Füßen.

    Daß die Welt nicht in des Todes Banden,
    Ohne Blumen, ohne...