Liebchen, sieh', der Frühling kam uns wieder,
Alle Wesen glüh'n, ihn zu begrüßen,
Lebenskeime fluthen durch den Aether,
Zartes Grün erwacht zu unsern Füßen.
Daß die Welt nicht in des Todes Banden,
Ohne Blumen, ohne Menschen bliebe,
Sandte Gott den Frühling auf die Erde,
Sandte er in's Menschenherz die Liebe.
Droben noch am Waldberg kämpft der Winter
Hinter'm Eiswall müde und vergebens,
Aber mächtig aus den Blüthenthälern
Jauchzet der Triumphgesang des Lebens.
Liebchen komm'! Wie sich die Schalen lösen
Von der Knospe ahnungsreicher Fülle,
So von deines Leibes Lenzgeheimniß
Heb' ich leis die jungfräuliche Hülle.
Seufzend Sträuben, - athemtrunk'nes Ringen, -
Sel'ger Kampf und seliges Erliegen! -
Wie zwei Rosen wechselnd zu einander
Thaubeschwert die klaren Häupter wiegen.
Herz an Herz, und Lippe an Lippe
In der Wollust ernstverzücktem Schweigen, -
Aber über uns in blauen Lüften
Schmettert's tausendfältig von den Zweigen.
Und der Flieder neigt auf unsre Häupter
Leicht erregt die jungen Blättertriebe, -
Jubelnd nimmt uns auf die Mutter Erde
In den großen Frühlingsbund der Liebe.