Aus Breslau

Ach, liebe Kollegin. Du bist es nicht mehr.
Nun bist du wirklich Bäuerin.
Und deine Koffer stehen leer.
Du glaubst nicht, wie ich hin und her
Und her und hin
Traurig und glücklich darüber bin.

Ist da Wald, wo dein Häuschen steht,
Und habt ihr eine Kuh?
Und wer melkt sie? Dein Mann oder du?
Ach das ist seit ewig und immerzu
Ein Wunsch, der auf meinem Kopfkissen steht.

Schreib mir doch alles ganz genau.
Habt ihr auch Obst und Gemüse?
Und trägst du im Stall nackte Füße?
Und eine Schürze gestreift oder blau?

Und wenn du selbst deine Vorhänge ziehst,
Dann, wenn die Sonne dich blendet.
Du trinkst nichts, was man dir spendet.
Ob du beim Melken sitzt oder kniest?

Aus Breslau über Berg und Tal
Viel Grüße dir. – Nein, euch beiden.
Und sage deinem Herrn Gemahl:
Ich wäre nicht zu beneiden.

Collection: 
1933

More from Poet

  • Tiefe Stunden verrannen.
    Wir rührten uns nicht.
    In den alten Tannen
    Schlief ein Gedicht.

    Stieg ein Duft aus dem Heu,
    Wie ihn die Heimat nur haucht. – –
    Sahst du das Reh, das scheu
    Dort aus dem Duster...

  • Hell strahlen die festlichen Wände,
    Fanfaren schmettern laut.
    Es reichen sich selig die Hände
    Bräutigam und Braut.

    Es schwelgen im rauschenden Glanze
    Frohe Damen und Herrn
    Und wiegen sich lachend im Tanze. – –...

  • (30. Januar 1919)

    Limi, Seeheimer Laterne
    Glüht rot.
    Trennt uns nur die Feme?
    Oder Not?
    Von dem Wernerwalde
    Und vom Einst
    Träum ich, träum, daß balde
    Du erscheinst.
    Komm,...

  • Wenige Schritte weiter –
    Teilt sich der Buchen stäte Nacht,
    Blickst du auf Lande, die heiter
    Und weit und schön sind, wie Gott sie erdacht.

    Grüne schlummernde Wellen
    Glitzern im Regenbogenstaub;
    Und Friede...

  • Mir träumte, ein kleines Schwälbchen
    Flöge über das Meer.
    Ein fremder, häßlicher Vogel,
    Der jagte hinter ihm her.

    Und eine weiße Möwe
    Schloß sich zum Wettflug an,
    Bis sie dem wilden Jäger
    Die Beute...