Du bringst den Lenz, der alles fahle
Gezweig in grüne Schleier hüllt,
Der über Nacht uns alle Thale
Mit Blüthenschnee auf Wochen füllt;
Du bringst der Falter bunte Schwingen,
Der Maienglöckchen feinen Duft,
Des Lerchenwirbels Niederklingen
Aus blauer, wolkenloser Luft.
Du wirst in Schweiß die Stirnen baden,
Wenn rings des Mähers Sense blinkt,
Wenn das gereifte Korn in Schwaden
Zur Erde rauschend niedersinkt;
Du heißest in die Scheuern führen
Der unverdrossnen Mühe Lohn,
Du hängst uns über alle Thüren
Den Erntekranz aus wildem Mohn.
Du färbst das satte Grün der Wälder
In Purpur um und Gold und Rost,
Du füllst die Bütten und die Kelter
Mit Trauben an und süßem Most;
Du bringst die Klarheit und das Schweigen,
Der schnellen Wandervögel Rast,
Du streifst von tiefgesenkten Zweigen
Der rothgewangten Früchte Last.
Du zauberst Blumen an die Scheiben,
Du schlägst uns auf ein ernstes Buch,
Du webst in stillgeschäft’gem Treiben
Der Saat ein weiches, warmes Tuch;
Du giebst von Stahl dem Fuße Flügel,
Du formst in Knabenhand den Ball –
Du sendest über Thal und Hügel
Der Weihnachtsglocken Friedenshall.
Doch – wolle mild dich auch erbarmen
Des Sklaven in der Mühsal Haft,
Der Tag und Nacht mit nerv’gen Armen
Um kargen Lohn verzweifelt schafft,
Der düster, in verbissnem Schweigen,
An der Maschine Kreisen steht,
An dem des Jahres Zauberreigen
Fast ungesehn vorübergeht.
Du siehst, erlahmen und ermatten
Muß in dem Einerlei sein Hirn;
Leg’ deine kühlsten Waldesschatten
Auf seine heiße, müde Stirn;
Laß deine reinsten Höhenlüfte
Erquicken die gepreßte Brust
Und spende ihm die Rosendüfte,
Das Lerchenlied der Sommerlust!