Lieb’ Mütterchen, an deinem Grabe steht
Dein Sohn, dein Liebling, wie du ihn genannt,
Als noch gepflegt ihn deine weiche Hand
Mit Mutterhuld, mit Mutterlieb’ und Treu. –
Du ruhest lange schon – ich unterdeß
Bin alt geworden und das Leben hat
Mit rauher Faust gewürfelt mich unstet,
Wie auf der Tenne das Getreid’ der Wind. –
Durch Dornen schritt mein Fuß – wund und bestaubt,
Ein durst’ger Wandrer ohne Born und Quell,
Zog ich des Weg’s dahin, und öfters ward
Der Pfad gesperrt mir von Geröll und Kluft. –
Ja, dornig war der Weg, und rauh und steil,
Den ich gegangen bin – und wenn mir jetzt
Im Abendrot ein wenig Ruhe winkt,
So ist’s die Rast nur vor dem letzten Gang. –
Doch immer, Mutter, gab dein Bild Geleit
In allen Stürmen mir – ich dachte dein
Im Grau’n des Schachts, wenn krachend das Gebirg’
Zusammenbrach – du warst mir Schutz und Schild. –
Und wenn ich jetzt an deinem Grabe steh’,
Ein armer alter, lebensmüder Mann, –
Zur Mutter wieder sonder Rast und Ruh
Zieht’s mich mit allen Herzensfasern hin. –
Schlaf, Mütterchen! Vielleicht nur kurze Frist,
Dann ruht dein Sohn zur Seite wieder dir,
Wie vordem einst. – O, möge leicht und lind
Sein Schlummer auch, wie deiner, Mutter, sein! –