Noch weißt du's nicht!

   
Noch weißt du's nicht, daß ich dir fehle.
Doch einst, wenn über dich ergeht
Der Ostermorgen deiner Seele,
Wo deine Seele aufersteht:

Dann bricht wie Flammen in dein Leben
Der stumme Drang, erkannt zu sein!
Dann möchtest du die Flügel heben,
Dann fühlst du es: Du bist allein!

Und tausend dunkle Fragen schweben
Dir vor. Wer wird mit tiefem Blick
Dann deiner Seele Antwort geben?
Wer wird erfüllen dein Geschick? (S. 149-150)

Collection: 
1908

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Die alten Pfade geh' ich wieder,
Die ich in jungen Tagen ging;
Eh' all' mein Weg, mein Auf und Nieder
Allein an deinen Wegen hing.

Ich lug' ins grüne Moos hinunter,
Ich schau' im güld'nen Laub herum;...

Der Regen fiel, der Tag war grau,
Wir sind am Sims gesessen;
Wir haben so viel Leid bedacht
Und so viel Leid vergessen.

Die kleine Stube war so still,
Die feinen Mücken summten;
Wir sah'n empor und sah'n hinab,...

 
Das war für mich ein Todestag,
Da du mich hast verlassen,
's ist lange her – schon treibt der Wind
Das Herbstlaub durch die Gassen.

Schon glimmt an deinem Herd so traut
Das stille Winterfeuer,...

 
Das ist ein seltsam Geh'n:
Die Tritte schallen;
Ich hör' den Südwind weh'n
Und Blätter fallen.

Die Bäche rauschen stumm,
Die regensatten;
Ich zieh' dahin – rundum
Nur Schatten,...

 
Das Herz vor schönen Frauen,
Vor unsrem Herrn das Knie,
Das will ich willig beugen
Und dessen vergaß ich nie!

Du bist die erste gewesen,
An der ich hab' mein Teil
Von Minneleid erlesen -...