Meine Schwestern reden bedächtig
Von meiner Liebe viel,
Die Lieb' aber ist eigen mächtig,
Sie kennt ihr eigen Ziel.
Sie denken, ich war' die Kleine;
Das ist der Kleinen Loos;
Ich denke mich die Deine
Und fühle mich riesengroß.
Nun hör' ich Dich auch sprechen
Zu ihnen, wie mir Du gesinnt;
Will zeigen, durch Lieb'? – nein, durch Rächen,
Daß Liebe gereift das Kind!
Du siehst mich an verlangend,
Ich wende mich ab von Dir –
"Den Blick, sonst an mir hangend,
Was zieht ihn ab von mir?
Wo ist des süßen Bebens,
Verschlossner Liebe Wort?
Hat es der Rausch des Lebens
Gerissen mit sich fort?
Sag an, Du Liebe, Süße,
Einst warst Du mir wohl gut?
Jetzt scheint's, wenn ich Dich ließe,
Du sähst's mit leichtem Mut.
O glaube mir, Du Eine,
Die ich erkoren früh,
Wirst Du nicht einst die Meine,
Eine Andre wird es nie!" –
""Wohl will ich werden die Deine
Mit meiner ganzen Seel,
Doch will ich auch sein die Eine,
Vor der Du habest kein Hehl.
Und ob Du mich viel gekränket,
Jetzt will ich verzeihen Dir;
Doch sieh, wie die Sonne sich senket,
Wir müssen eiligst von hier.
Die Schwestern, sie werden uns suchen,
Und wahrlich sie kommen schon;
Schnell sprich mir von dunkeln Buchen
Und ihrer Schattenkron.
Denn ein Geheimniß kettet
Manch süßen Augenblick;
Und daß ich's uns gerettet,
Dankst Du's nicht dem Geschick?"" –
"O Holde, daß die Stunde
So spät ich erkaufen mußt,
Zu hören aus Deinem Munde,
Was Dein Mund nur gewußt!
Laß eilen mich jetzt von hinnen,
Laß ungesehn mich gehn,
Ich weiß nicht was ersinnen,
Sie würden es doch verstehn.
Du blickst mich an süß-spöttisch –
Bist mir doch treu gesinnt? –
Ich liebe Dich abgöttisch,
Du liebes reifes Kind!"