Junge Frauen im Sonnenglanz
träumen vom Wunder. Sie liegen im Grase
selig und stumm; vom Morgen zum Abend
sind sie nicht müde, des Wunders zu warten, -
liegen und träumen.
Taub für das Leben, hören sie hell
hinter die Stunden und hoffen und spüren,
ob sich vom ewigen Segensquell
nicht eine Welle zu ihnen will rühren, -
träumen und hoffen.
Sehet nur! Seht! Die Thore sind weit
offen, und eine jede ist Braut!
Längst ist die Sonne schlafen gegangen;
aber mit dunklen, lodernden Wangen
harren sie noch auf den leisesten Laut,
stumm auf das Wunder.
Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 9: Unveröffentlichtes Frühwerk II
Lyrik Dramenfragmente Prosa
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 41 1970