Es träumt der Knabe selig und schwer:
Drüben, die sich bückt beim Mähen,
Dieses Mädchens Leib sei weiß,
Heißer als der Julimittag,
Und ihr Atem müsse glühen,
Ihre Augen Flammen sprühen.
Wenn er heimlich jetzt sie fasse
Und sie in die Garben stoße
Und sie unter sich zerwürge,
Würden alle diese Gluten
Über ihm zusammenschlagen.
Und er dehnt sich und er wühlt sich
Tiefer in den weichen Boden,
Und er meint, des jungen Weibes
Pracht an seinem Leib zu fühlen.
Sieht noch ihre bunten Röcke
Tiefer sich zur Erde bücken,
Einen schmalen weißen Streifen -
Und ein donnerndes Entzücken
Reißt ihm seinen Leib entzwei,
Und den Himmel merkt er fallen
Und der Sonne Flammengluten
Über sich zusammenschlagen.
Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 9: Unveröffentlichtes Frühwerk II
Lyrik Dramenfragmente Prosa
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 41 1970