Und plötzlich halten jetzt die strengsten Pflichten

Und plötzlich halten jetzt die strengsten Pflichten
Mein übervolles Selbst in hartem Bann,
Und will mein Herz sich bäumen dann und wann,
Bald schweigt's und kehrt zurück zu stillem Dichten.

Auf meinen Knabenmut mußt' ich verzichten,
Und alles, was ich jetzt noch will und kann,
Ist, daß der Friede, den ich um dich spann,
Dich schütze bis nach glücklichem Verrichten.

Für deine schlimmen Ungezogenheiten
Hab' ich die gleiche, stete milde Güte.
Ich lächle über deine Albernheiten

Und bring' von draußen dir des Frühlings Blüte.
Um deinen Körper lass' den Blick ich gleiten
Und bete jeden Abend: Gott behüte.

Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 9: Unveröffentlichtes Frühwerk II
Lyrik Dramenfragmente Prosa
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 41 1970

Collection: 
1967

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