XXIII.
Wie hab ichs ümb dich verdienet/
Charibella/ meine Lust/
daß du dessen dich erkühnet/
und darzu mich loben must/
daß du mich heist deine Zier/
die dir stetig komme für/
Ja/ daß ich vor andern allen/
als bescheiden/ dir gefallen?
Daß zwar kan ich noch eingehen
Jugend die ist Schuld daran.
Liesse Jugend Jugend stehen/
würd ich dich nicht sehen an/
drümb weil Jugend Jugend liebt/
Jugend Jugend sich ergibt.
daß die Jugend Jugend hertzet/
macht daß Jugend gerne schertzet.
Die Bescheidenheit im reden
die der Liebe Mutter ist/
hat zur Zeit mich armen Blöden
anzustrengen auserkist.
als dein Lispeln ich gehört/
wurde Muth und Sinn bethört/
deine dunckel rothen Wangen
namen meinen Geist gefangen.
Solt ich/ liebstes Lieb/ dir bringen
ietzt ein weiß beschäumtes Glaß/
sucht ich erst vor allen Dingen
deiner Wangen Auen-naß/
daß wie Honig-Thau da steht/
und von dannen nicht vergeht/
biß es/ wie mit halber Zungen/
ist begierig eingeschlungen.
Wie wann in den Silber-Flüssen
blüht der schönen Rosen Bluht:
So zeigt/ wenn ich dich wolt küssen/
sich dein kostbar Lippen-Gut/
das mit Zucker ist bestreut
und mit Cimmet braun verneut/
daß es gleichet den Rubinen
die zu nichts/ als küssen/ dienen.
Unverwandt war dein Gesichte/
wenn du mich hast angeschielt.
Auf die süssen Liebes-Früchte
hastu schönes Bild/ gezielt.
Du hast eilends mich bekämpfft/
und mit Blicken gantz gedempfft/
biß es endlich so weit kömmen/
daß du mich gar eingenommen.
Mein Arm war an statt der Kette/
die ümb deinen Hals hergeht/
mit dir liebt ich ümb die Wette
ungeschaut/ ob einer steht/
und mißgönnet weil er kan.
Du fingst erst zu lieben an/
als du mit den weichen Händen
meine kuntest zu dir wenden.
So kunt ich dich damals lieben
dich/ der grünen Jugend Lust.
Was ich vorhin nie getrieben/
wurde mir und dir bewust.
Wo [ich] ietzt nun geh und steh/
ist mir deinetwegen weh.
Daß die Felder stets nachschellen:
Damon liebet Charibellen.
Unterdessen bleibe du/
wie du dich bißher erweiset/
denn es hat die Liebs-Unruh
mich und dich noch nie gespeiset.
Wirstu nun/ O meine Zier/
halten dich nach Liebs-Gebühr/
soll Wald/ Berg und Thal nachschellen:
Damon liebet Charibellen.