Frauenlob

Frauenlob nur mag ich singen,
Sing' ein Andrer Krieg und Ruhm;
Myrthenkränze will ich bringen,
Cypris, in dein Heiligthum.
Frauen haben mich erzogen,
Ihrem Dienst mich früh geweiht,
Haben meinen Sinn gebogen
Von der Rohheit zu der Weiblichkeit.

Allem Großen, allem Schönen
Ist des Sängers Herz geweiht,
Und er feiert es in Tönen,
Wenn es seinem Blick sich beut.
Aber was die Sehnsucht fodert,
Was in Eden grünt und blüht,
Jene Glut, die züchtig lodert,
Zeigt sich nur im weiblichen Gemüth.

Eines jungen Lenzes Sprossen,
Kränze, die der Mai sich flicht,
Thau, dem Paradies entflossen,
Gleichen solcher Zartheit nicht.
Lächelnd in der Marterkrone,
Stilles duldendes Geschlecht,
Wird für deine Treu zum Lohne
Deinem Herzen je sein süßes Recht?

Dichtermund ist auserkoren,
Zu verkündigen dein Lob,
Deinem Dienste zugeschworen,
Der die Ritterschaft erhob,
Von den Thränen, von den Bürden
Aufwärts deinen Blick zu ziehn
Zu des Mittleramtes Würden,
Die der Schöpfungsmorgen dir verliehn.

"Steig hinan des Thrones Stufe!
Ritter, eilt zum Dienst herbei!" -
Alles folgt dem Zauberrufe,
Die Vergangenheit wird neu!
Es erklingen alte Lieder,
Minnesänger werden wach,
Und die goldne Zeit kehrt wieder,
Wo der Liebeshof das Urtheil sprach.

Collection: 
1862

More from Poet

  • Freudenreicher süßer Mai,
    Du sollst uns willkommen seyn,
    Schöne Blumen mancherlei
    Bringet uns dein lichter Schein.
    Ja, du hast die Welt verschönet;
    Frei gefröhnet
    Vögelein.

    Nun hört man das süße Singen...

  • Ich bin hohen Muthes!
    Hoher Muth so wohl mir thut,
    Nichts giebt es so Gutes
    Als mit Züchten hoher Muth.
    Hochgebornes schönes Weib
    Mag sich wohl erwerben
    Hochgemuthen Rittersleib.

    Mit dem süßen Munde...

  • Ein von dichten Hecken
    Weiß ich einen grünen Saal,
    Hochgewölbt mit Azurdecken,
    Drinnen wohnt Frau Nachtigall.
    Ihr zu Diensten stehn
    Jungfraun wunderschön,
    Zarte bunte Blumen ohne Zahl.

    Wann der Lenz zu...

  • Frauenlob nur mag ich singen,
    Sing' ein Andrer Krieg und Ruhm;
    Myrthenkränze will ich bringen,
    Cypris, in dein Heiligthum.
    Frauen haben mich erzogen,
    Ihrem Dienst mich früh geweiht,
    Haben meinen Sinn gebogen...

  • 1807

    Was willst du in den kalten Zonen,
    O Blume, die aus Süden kam?
    Auch ich muß in der Fremde wohnen
    Voll Sehnsucht und voll Gram.

    Und beide nur ein kläglich Leben,
    Im Krankenhause, leben wir;
    Was uns...