Märzveilchen

Könntet reden ihr, ihr zarten
Blauen Veilchen, die ich brach
Früh in meinem stillen Garten,
Da noch kaum der Morgen wach!

In des Nebels kühlem Weben
Sucht' ich schauernd euren Duft,
Und die erste Lerche schweben
Sah ich in der blauen Luft.

Hoch im Blau, bis weit und weiter
Stieg und schwand ihr lieber Ton,
Bis durch Wolken hell und heiter
In den Aether sie entflohn.

Könntet reden ihr, ihr blauen
Zarten Veilchen, die ich, ach
Für die seeligste der Frauen
Früh in meinem Garten brach!

Seht ihr lächeln sie so milde,
Hält sie euch in ihrer Hand,
Seht empor zu ihrem Bilde,
Wie ihr Aug euch so verwandt!

Alle Lieb' und alle Güte
Liegt in ihrem reinen Blick,
Einer Himmelsseele Blüte
Spiegelt euch eur Bild zurück.

Könntet reden ihr, ihr Veilchen,
Die ich früh im Nebel brach,
All der Wonne nur ein Theilchen,
Die in meiner Seele sprach!

Collection: 
1852

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