Es war am schwülen Sommertag

 
 

Es war am schwülen Sommertag;
Die Fenster waren dicht verhangen
Du bargst, in tiefen Schlaf versunken,
An meiner Brust die heißen Wangen.

Kein Lüftchen durch die Zweige ging;
Kein Wolkenstreif den Himmel säumte.
Es hing in ihres Rades Mitte
Die Spinne still, als ob sie träumte.

Am Weg verwelkt die Blume stand,
Bedeckt von Staub, dem gelben, falben,
Erklang ein Ton noch in den Lüften,
So war's der Schrei der flücht'gen Schwalben.

Auch in dem Zimmer war's so still,
Daß nichts ringsum die Ruhe störte,
Daß ich die leisen Athemzüge
Und jeder Fliege Summen hörte.

Da hört' ich Dich, o Lieb, im Traum
Auf einmal meinen Namen nennen,
Sah um den Mund ein Lächeln spielen
Und heißer Deine Wangen brennen.

Und sah dich fester als zuvor
Dein Haupt an meinen Busen schmiegen.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Mir war's, als wär' der ganze Himmel
In meine Brust herabgestiegen!
 

Collection: 
1880

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