An Florinden

 
Florinde / soll ich dich ersuchen /
Und hab ich nicht zu grob gespielt /
So sage doch nur / ob dein fluchen
Auff freundchafft oder feindschafft zielt?
Sonst muß ich fort / sonst muß ich fliehn /
Und dir aus deinen augen ziehn.

Ein griff wird dich ja nicht verdriessen /
Greifft man doch wohl den käyser an;
Du weist ja / daß aus griff und küssen
Kein krancker leib entstehen kan:
Denn was von aussen nur geschehn /
Läßt keine grosse flecken sehn.

Ein feigenbaum ist auffgeschossen /
Daß man ihn endlich brechen soll;
Ein apffel / den kein mund genossen /
Schmeckt auch nicht in den augen wohl /
So quillt aus überdeckter brust /
Auch keine rechte liebes-lust.

Drum laß den marmel deiner brüste
Mir länger nicht verschlossen seyn;
Nimm die begierden meiner lüste
Zu deinen engen pforten ein /
Und mache meine schwarze hand
Mit deiner weissen haut bekandt.

Ich werffe meine liebes-flammen
In deinen auffgeblehten schnee /
Streich du nur alle krafft zusammen /
Und kühle meines herzens weh /
So lieb ich dich / so liebst du mich /
So lieben wir uns inniglich.

Jedoch verzeihe mir / Florinde /
Daß ich so frey mit dir gescherzt /
Du fühlest nicht / was ich empfinde /
Noch was mich in der seele schmerzt.
Du siehst zwar meiner liebe wahn /
Nicht aber meine kranckheit an.

Was fleisch ist / muß vom fleische leben /
Ich bin kein engel oder geist;
Drum wundre dich nicht / daß mich eben
Ein trieb auff deine brüste reißt /
Und dencke / wer du auch schon bist /
Daß nichts umsonst gewachsen ist.
(Theil 1 S. 463-465)

Collection: 
1709

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