Ich träumte lang und war der Schmerzen Beute
Ich bin erwacht und fühle mich genesen,
Ich harre dein – wann kommst du süßes Wesen?
Schon hallt von Dom das stille Nachtgeläute.
Sieh wie mein Stübchen prangt! heut Morgens streute
Ich Bänder bunt und Blumen auserlesen
Hin auf mein Bett, wie ich gewohnt gewesen,
Wenn du verschämt versprachst: ich komme heute.
Du kommst heut nicht, und ich, ich soll dich hassen!
Du gingst von mir, weil ich ein Sohn der Noth,
Weil meine Wangen täglich mehr erblassen.
Du hast dich zwischen Spät- und Morgenroth
Von einem andern Buhlen küssen lassen
Die fremden Menschen nennen ihn: den Tod.
aus: Gedichte von Alfred Meißner
Zweite stark vermehrte Auflage
Leipzig Friedrich Ludwig Herbig 1846