Du schöner, friedvoller Abend,
Du strömest dich aus in Licht
Die Herzen alle erlabend,
Nur meines, nur meines nicht.
Der Strom mit den tausend hellen
Goldlichtern rauschet so süß,
Es ist als gingen die Wellen
Noch heute in's Paradies!
Ich aber wandle trübe
Am Strande und finde nicht Ruh,
O Geist unglücklicher Liebe
Was wühlet und quälet wie du!
Ich frage: und ahnt sie die Qualen
Nicht deiner schlaflosen Nacht,
Und weißt sie nicht wie die Strahlen
Ihres Auges dich elend gemacht!
Sie sieht doch die Seele jammern
In deinem brechenden Blick,
Die zagende Hoffnung sich klammern
An ein versinkend Geschick!
Was stößt sie dich, armen Schwimmer
Nicht stumm in die Flut und still,
Wenn sie an ihr Herz dich nimmer
Und nimmer dich retten will? -
Aufrauschet das schwarze Gewässer,
Es ruft mich zu sich herein,
Ein rasches Sterben wär' besser
Als solche bangende Pein!
aus: Gedichte von Alfred Meißner
Zweite stark vermehrte Auflage
Leipzig Friedrich Ludwig Herbig 1846