O laß das Klagen und Verzagen,
Blick nicht so bang zu mir hinan,
Ich kann dir, Arme, selbst nichts sagen
Von unsres Schiffes Ziel und Bahn.
Die See geht hoch. Trüb scheint die Ferne
Der Zukunft sich uns aufzuthun -
Laß du mich unter meinem Sterne
In meines Kummers Mantel ruhn.
Ich kann nicht lieben wie du foderst,
Das Leben hat mein Herz gekühlt,
Die Glut, in der du still verloderst
Ich Harter hab' sie nie gefühlt.
Mein Lieben ist Gewitterblitzen,
Ein Sturm ist meine Poesie -
Mein ganzes Herz willst du besitzen?
Mein ganzes Herz verschenk' ich nie!
Du bist nicht glücklich. Wonn' und Elend
Zerwühlen dir des Herzens Grund,
Und das Gewissen mahnt dich quälend,
Daß weltverdammt ist unser Bund.
Ein Elfengeist warst du hienieden,
Nur für ein stilles Glück gemacht,
Und findest nun beseelten Frieden
Auch nicht für eine kurze Nacht.
O daß aus deinem süßen Munde
Sich je das süße Wort verirrt,
Daß einst in dunkelselger Stunde
Dein schönes Herz noch brechen wird!
Nun bist du fest an mich gekettet,
Gekettet bis dein Auge bricht,
Und von dem düstern Freunde rettet
Selbst eines Kampfes Qual dich nicht!
Dein stilles Hüttlein unter Reben -
Es hat doch einst mein Herz gerührt -
Was hab' ich in ein stürmisch Leben
Unsel'ger, dich hinausgeführt?
Bei Donnerfall und wilden Wettern
Treibt's mich hinaus in Lust und Kraft
Bis an die Felsen uns zerschmettern
Die Wogen meiner Leidenschaft!
aus: Gedichte von Alfred Meißner
Zweite stark vermehrte Auflage
Leipzig Friedrich Ludwig Herbig 1846