Ihr sterne / deren glanz der monden nicht kan gleichen /
Ihr sonnen / deren schein die sonne selbst muß weichen /
Ihr / die ihr doppelt vor- der liebe spiegel -stellt /
Ihr / die ihr jederman / so euch nur siehet / fällt /
Ihr / die ihr gnade wißt und ungunst auszutheilen /
Ihr / die ihr beydes könt verletzen und auch heilen /
Ihr / die verzweifflung uns so wohl als hoffnung gebt /
Verursacht daß man stirbt / und machet daß man lebt.
Ihr schönsten augen seyds / die ich hier will beschreiben /
Nah darff ich nicht bey euch / weit kan ich auch nicht bleiben.
Der tag der ist mir nacht / wenn ich euch schaue nicht /
Seh ich euch / werd ich blind / weiß nicht wie mir geschicht.
Doch dult ich dieses gern / und will viel lieber leiden /
Als weit entfernet seyn / und eure schönheit meiden.
Ein einzig blick von euch vergnüget mich viel mehr /
Als strahlen die von sonn und sternen kommen her.
(Theil 2 S. 26-27)
aus: Benjamin Neukirchs Anthologie
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Theile 1-7
Tübingen Niemeyer 1961-1991 (Neudrucke deutscher Literaturwerke)