Du hast erkannt, o nur zu gut

Du hast erkannt, o nur zu gut,
Was ich für dich gefühlt!
Dein Blick war Eis, der meine Glut,
Du hast ihn nicht gekühlt.

Wie von dem Kahn durchpflügt, der See
Die klaren Wellen regt,
Und tief aufseufzend doch sein Weh
Sich wieder glättend trägt.

So hast du oft durchpflügt mein Herz
Mit hartem, scharfem Wort,
Doch trug ich still den heißen Schmerz,
Und liebte ruhig fort.

Wie sich der Schwan, vom Pfeil erreicht,
Noch einmal aufwärts schwingt,
Die blut'ge Brust dem Himmel zeigt,
Und niedersinkend singt: -

So zeig' ich dir die wunde Brust,
Denn Himmel bist du mir, -
Und meines Sinkens mir bewußt,
Sing' ich doch noch von dir.

Collection: 
1843

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