I.
Dein Auge dünkt mir oft ein See,
Von Zauberschein umwebt,
Aus dessen Wellen eine Fee
Die feuchten Glieder hebt.
Des Lotos duft'ge Blüthen zieht
Sie aus dem langen Haar,
Von ihrer Lippe tönt ein Lied
Berauschend, wunderbar.
Und wie sie singt, schlingt sie um sich
Den Schleier licht und rein;
Da ist es mir, als zög' es mich
In ihre Fluth hinein.
O singe, singe, holde Fee!
Dein wunderreiches Lied,
Wie all mein Leid, wie all mein Weh
Verbraust - verrauscht - entflieht.
II.
Ein selt'nes oft gewünschtes Buch
Ist mir dein Angesicht,
Auf jedem seiner Blätter steht
Ein blühendes Gedicht.
Doch wenn ich lesen will darin,
Recht nach gelehrtem Brauch,
Schlägt mir die Blätter listig um
Der Schalk in deinem Aug'.
III.
Draußen, sagt Ihr, streut der Winter
Eis und Schnee auf Berg und Thal;
Mag er! laßt mich ruhig träumen
Hier in meiner Sonne Strahl.
Denn in ihren dunklen Augen
Blüht mir eine and're Welt,
Die ein immer grüner Frühling
Lebensfrisch umschlungen hält.
IV.
Ich mag so gern in stummer Lust
Dir gegenüber steh'n,
Und unverwandt, gedankenvoll
In deine Augen seh'n.
Da ist mir oft, als ob dein Blick
Die Wirklichkeit verdrängt,
Mit süßem Mohnsaft zauberisch
Die Seele mir besprengt.
Ich fühle mich, doch wie getheilt
In Wachen und in Traum.
Es schweift, es streift, es zieht in mir;
Wohin? ich weiß es kaum.
Wie es der Knospe räthselhaft,
Sie kennt, sie ahnt es nicht;
Sie muß, sie muß! bis endlich sie
Die enge Hülle bricht.
Es ist ein Weh, ein tiefes Weh!
Du willst es nicht versteh'n!
O süßer Schmerz, o bitt're Lust!
In deine Augen seh'n.
V.
Die Sage spricht: wo tief ein Schatz
Im Schoos der Erde ruht,
Da brennt ein Feuer in der Nacht,
Da hält ein Kobold Hut.
Der Gräber aber schleicht herbei,
Der kennt ein mächtig Wort,
Das schnell den argen Hüter bannt,
Und hebt empor den Hort.
So ist dein großes Auge mir
Ein wundersames Licht,
Das aus der seidnen Wimper Nacht
Wie Zauberfeuer bricht.
Es wacht ob einem selt'nen Schatz,
Der ist das Herze dein;
Wie gerne höb' ich ihn empor,
Fiel nur das Wort mir ein.
VI.
In den Sternen steht geschrieben
Jedes Menschen Loos auf Erden;
Sollt' ich deßhalb gram dir werden,
Daß ich sterben soll am Lieben.
Nein, ich will es ruhig tragen;
Aber daß ich's völlig lerne,
Lass' mich täglich meine Sterne,
Deine Augen drum befragen.