Sie hatt' ihn lieb, wie Keinen sonst
Im Leben,
Sie hatt' ihm Alles, was er bat
Gegeben.
Sie fühlte froh sich nur und reich
Im Schenken,
Sie kam zur Erde nur, um ihn
Zu denken.
Doch hatte kaum ein Mond ihr Glück
Gesehen,
Da faßte sie der Tod, mit ihm
Zu gehen.
Vorm Scheiden wollte sie nur Eins
Noch sagen,
Schon aber war das Pförtlein zu
Geschlagen.
Er lebte lang noch trüb und froh
Hienieden,
Es ward ihm lang noch Lust und Gram
Beschieden.
Der Todten Bild erschien ihm noch
Zu Zeiten,
Der Blick, in dem sie bat: Sollst mich
Begleiten!
Und als er starb und eintrat in
Den Himmel,
Durchschritt er bang der Sel'gen bunt
Gewimmel.
Und als sich endlich trafen sein
Und ihr Gesicht,
Da sprach sie nur das ird'sche Wort:
Vergiß mich nicht!
Dieß wollte sie vorm Scheiden noch
Ihm sagen;
Sie hatt' es durch die Ewigkeit
Getragen.
aus: Dichterbuch aus Österreich
herausgegeben von Emil Kuh
Wien Carl Gerold's Sohn 1863