Wenn die Abendbriese die stickigen Dünste des Tages, -
all die lastenden Fieberdünste verjagt hat, -
wenn die Abendstunde die glänzenden Sterne da droben
und hier die dunklen Begierden entfacht hat, -
wenn die Dirnen stehn, mit klingendem Silber behangen,
von der Schwelle rufend, die Wandrer zu locken, -
wenn - wie sommers die trunken schwärmende Hummel -
unter Gûrûs Händen die Trommel aufsurrt -
und die Flöten kreischen, wie vergewaltigte Mädchen, -
- - - dann tanzt Fausta auf dem zerschlissenen Teppich,
halbgeschlossenen Augs, mit entfremdetem Lächeln,
unter feuerfarben fließenden Schleiern, nackt!
O, ihr Glieder, um die wir Trunkene gestern wußten!
Funken steigen aus Asche der schon verloderten Lüste,
flackernd wehet ihr Haar im Sturm: goldzüngelnde Flamme!
Flammen sprühen die schnippenden Finger im Umkreis,
Flamme faßt, die - fassungslosen Gemütes -
zu begehren der furchtbare Eros verdammt hat!
Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930