Unbeschreiblich süß, unbeschreiblich lieb,
tönt im Vorlenz mir der Amselschlag.
Oftmals, wenn des Weckers Ton mich trieb,
schnarrend auftrieb in den kahlen Tag,
kam es, daß darein die Amsel schlug, -
unbeschreiblich schmerzlich süß und lieb,
und ich neue Tageslast ertrug,
weil mir dieser Ton im Ohr verblieb.
In der Fron des Schreibtischs hingebeugt
saß ich frierend, und ich las und schrieb.
Schwester Tröstrin, schwarz und rundgeäugt,
- unbeschreiblich mir vertraut und lieb, -
gelbgeschnäbelt, mit geschreckter Hast
Nahrung hackend im verschneiten Beet,
wenn du jubelst, sieh, - dann glaub ich's fast,
daß der Winter mir zu Ende geht!
Aus: Alma Johanna Koenig Liebesgedichte
F. G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung Wien und Leipzig 1930