Das waren Tage gold'ner Wonne

Das waren Tage gold'ner Wonne,
Wie denk ich fern an sie zurück,
Am blauen Himmel zog die Sonne,
Aus blauen Augen schien das Glück.

Wir schritten stumm am weißen Strande,
Die Lippen arm, im Herzen reich,
Die Welle brach am Muschelrande -
Es war im Herbst, doch frühlingsgleich.

Kein Menschenlaut - hoch ob dem Ufer
Gleich schwarzem Punkt nur stand der Weih,
Der Kiebitz gab, der ferne Rufer,
Antwort der Möve heis'rem Schrei.

Und Diamanten rings die Ferne
Und goldig spiegelnd weit die Fluth,
Doch heller noch der Augen Sterne
Und goldiger der Lippen Gluth.

Den Becher hoch! Verstummt die Klage,
Es rinnt der Sand, es rollt das Glück;
Das waren goldner Wonne Tage
Und kehren nimmermehr zurück.

Stoßt an! Die Sonne kehret wieder,
Es kehrt der Lenz - ob herbstesgleich,
Wer fühlt's? Uns blieben Lieder - Lieder -
Die Herzen arm - die Lippen reich.

Collection: 
1869

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