Dein kleines Herz
In übermüt'ger Hand,
Hielt schon mein bloßer Blick
Dich einst gebannt;
Und meinem ungestümen
Herrschersinn
Bog sich dein blonder Scheitel
Wehrlos hin.
Nun, da im Wind
Sich keine Locke wiegt,
Dein armes Haupt
In engen Brettern liegt,
Da macht die Reue
Mir das Herz so schwer,
Den Tag so finster
Und die Nacht noch mehr.
Mit tausend Fäden
Ziehst du mich an dich,
Mit tausend Fäden
Hält das Leben mich,
So schwank ich zwischen Tod
Und Leben hin,
Verwirrt durch meiner Seele
Doppelsinn.
Nun, da dein Haupt
In engen Brettern liegt,
Jetzt fühl ich erst,
Wie sehr du mich besiegt ...
aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte
von Ludwig Jacobowski
Dritte Auflage Berlin 1908