Still, Gewitter! - Schweig vor diesen Mauern!
Halte Frieden, wo zwei Seelen trauern. -
Eine, die in Dornen nur gelegen,
Wandelt jetzt auf ungemess'nen Wegen,
Und inmitten ihrer Not und Schmerzen
Barg sie noch mein Haupt an ihrem Herzen,
Daß des Lebens Stachel nimmer quäle
Meine arme Seele!
Weiße Rosen schütt ich auf die Bahre,
Dunklen Lorbeer in die blonden Haare.
Huscht ein leiser Windstoß an den Wänden,
Raschelt in der Kränze Sammetenden. -
Hör ich eine Stimme leise klagen:
"Deine Rosen welken schon nach Tagen,
Gib mir doch, auf daß mir nichts mehr fehle:
Gib mir deine Seele!"
aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte
von Ludwig Jacobowski
Dritte Auflage Berlin 1908