Des Mägdleins Nachtgebet

Vergangen ist der lange Tag,
Und Alles ruh'n und schlafen mag.
Mein Herz in Sehnsucht wacht allein
Und denket dein.

Und denket mancher lieben Stund',
In der ich hieng an deinem Mund.
Es blickt der Mond durch's Fensterlein
So trüb' herein.

Da kommt mir's wieder in den Sinn,
Daß ich so ganz verlassen bin;
Manch Thränlein wein' ich arme Maid
In Einsamkeit.

Doch still! Ich will nicht weinen mehr,
Gedenke ich in Sorgen schwer,
Daß du allein und unbekannt
Im fremden Land.

Vergieb mir, daß ich diese Nacht
Nur meines Leides hab' gedacht;
Im Bette schnell erheb' ich mich
Und bet' für dich.

Und sage Alles Gott dem Herrn,
Der höret fromme Liebe gern;
Er wird dich halten treu und gut
In sich'rer Hut.

Er segne unsern Liebesbund,
Daß du mir hold seist allestund,
Daß ich dein Glück in Freud' und Leid,
In Ewigkeit.

Collection: 
1859

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