Anstimmen wollt ich ehmals ehernen Rufes Ton

   Anstimmen wollt ich ehmals ehernen Rufes Ton,
singen das hohe Lied des Hasses meiner Zeit.
Doch wem der Blitz, das Rollen des Donners nicht
wohnt in der seelengebietenden Rechten,

der wage frevelnd niemals göttlich erhabnen Kampf!
Schau: mit des Kriegers Schwert spielt ernst erregt das Kind
und wills aufheben immer mit neuer Müh,
bis es beim Lachen der Eltern erröthet.

Auch meine Hand ist kraftlos: flattert im Morgensturm
wogend des Banners Tuch, bestrahlt vom Frührothglanz,
nicht taugt in meine Hand der bewegte Schaft,
Stärkere sollen dem Sturme begegnen!

Der süssen Freude Wohllaut lauschte mein junges Herz,
Lieder der Liebe sang ich froh mit heitrem Mund.
Noch streck ich aus, empor zu der Götter Thron
offen erhobene, freudebegehrende Hände.

Collection: 
1905

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