Orkan war einst mein Lieben,
Und Donner und Blitz und Brand,
Und Meeresbrandung schäumend
An steilem Uferrand.
Und Bergstrom war's und tosend
Zerbrach es der Dämme Haft,
Und sprengte der Brücken Joche
In ungezähmter Kraft.
Ein Bächlein klar und helle
Fließt's nun hinab zu Thal,
Und folgt der Bergschlucht Krümmung,
Nicht mehr der eignen Wahl.
Und wo der Felsblock hemmend
Den Pfad ihm sperren will,
Da weitet sich's gehorsam
Zum Weiher klar und still;
Und Busch und Schilf umschlingen
Ihn rings, ein grüner Kranz,
Und seine Wellen strahlen
Zurück der Sonne Glanz;
Und seine Wellen strahlen
Zurück der Sterne Gluth,
Und blauer Himmel spiegelt
Sich lächelnd in seiner Fluth.
Jetzt, tief in deiner Stille,
In deiner Ruhe klar,
Jetzt erst erkennst du, Seele,
Daß Wahn dein Streben war:
Jetzt fassest du, daß Liebe
Tief ist und klar und still,
Daß sie das Bild des Himmels
Uns widerstrahlen will.
aus: Gedichte von Friedrich Halm
Vermehrte und verbesserte Ausgabe
Wien 1857