Der Wald ist kühl, der Wald ist grün,
Die rothen Haideblumen blühn,
Die blauen Glöckchen klingen leis,
Die Grille zirpt im grünen Reis.
Ich wandle her, ich wandle hin,
Es liegt dein Bild mir stets im Sinn!
Ich wandle hin, ich wandle her
Und wollt', daß ich begraben wär'!
Den Träumen möchte ich entfliehn,
Die rastlos mir zur Seite ziehn;
Wie Schmetterlinge flattern sie,
Die Kinder meiner Phantasie.
Sie folgen mir auf Weg und Steg,
Ob ich in's Haidekraut mich leg',
Ob ich mich leg' in's grüne Moos -
Die Träume werd' ich nimmer los!
Eil' ich durch Wald und Wiese hin,
Es liegt dein Bild mir stets im Sinn!
O Gott, wie ist die Welt so weit
Und doch so eng für Liebesleid!
aus: Deutschlands Dichterinnen
Von H. Kletke
Vierte vermehrte Auflage
Berlin o. J.[1860]