Wohl ist die Welt ein Garten voll Prunk und Pracht,
Doch zeitlich endet, was in der Zeit entzündet!
Unzählige Blumen welken in jeder Nacht,
Die früh der Morgen farblos am Boden findet.
Wohin wir blicken, Enttäuschung und früher Tod!
Eins drängt das andre im Sinken und Aufwärtssteigen. -
Wo blühen die Rosen, die ewig duftig und rot
Der suchenden Seele den ewigen Frühling zeigen?
Es ist nur eine Rose, die zeitlos blüht,
Und die hier welken, sind Worte, die von ihr sprechen,
Die, nie entglommen, auch nie im Herbst verglüht,
Die selbst die Stürme der tiefsten Nacht nicht brechen.
Die sieht kein Auge und tastet auch keine Hand,
Die wurzelt nirgends und wurzelt in jedem Leben;
Es fand sie keiner, der sich nicht selber fand:
Sophia, dir Ewige, an der wir als Knospen beben.
aus: Brückenlieder Ein Gedichtbuch
von Georg Busse-Palma
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1906