Im Glanz der Ferne

Ich laß dich nur, weil meine Liebe
Dich allzu hoch und heilig liebt;
Damit dein Bild sich niemals trübe,
Hab ich mein Herz zu Tod betrübt.

Erfüllt, wird jedes Glück geringe
Und zeigt die Grenzen seiner Kraft.
Ich aber will die Adlerschwinge
Der grenzenlosen Leidenschaft.

Wie könntest du mein Höchstes bleiben,
Wirst du in allen Tiefen mein!
Wir würden uns im Alltagstreiben
Zu nah für so viel Liebe sein!

Fern aber wirst du mich umschweben
In Knospenmystik doppelt schön,
Und wandernd bleib in schön'rem Leben
Auch ich vor deiner Seele stehn.

aus: Brückenlieder Ein Gedichtbuch
von Georg Busse-Palma
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1906

Collection: 
1903

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