Komm / Philirose / schau die nacht /
Den julep halbverwundter herzen /
Die zeit / wo wir mit liebe scherzen /
Hat sich nunmehr zu uns gemacht /
Das bleiche licht / das itzt erschienen /
Will uns zur liebes-fackel dienen.

Entblöße jenes schöne feld /
Wo meine seel die wahlstatt funden /
Und meine krafft wie schnee verschwunden /
Als sich dein blick / der starcke held /
So tausend flammen mit sich brachte /
Zugleich aus deinen augen machte.

Ach Philirose komm geschwind /
Laß mich das paradieß besteigen /
Den ort / wo sich die gaben zeigen /
Die weisser / als narcissen sind /
Laß mich in den verliebten stellen
Dir meine seele zugesellen.

Hier ist kein schrecken noch gefahr /
Entkleide deine brust und lenden /
Ich will die glut auff diesem enden /
Was mir die erste flamm gebahr /
Es soll mein mund auff deinem liegen /
Biß mich die ohnmacht wird besiegen.

Und wenn ich nun besieget bin /
Wenn die entseelung mich gewonnen /
Und mir das leben gar entronnen /
So gieb mir tausend küsse hin;
Und solt ich neue krafft erwerben /
Will ich noch zehnmahl also sterben.
(Theil 1 S. 445-446)

Collection: 
1709

More from Poet

  •  
    Wie hastu rose / voller pracht /
    Auff Doris brust zu sterben wissen?
    Hat dich ihr schnee beschämt gemacht /
    Daß du davor erbleichen müssen?
    Ja freylich blumen-königin /
    Dein purpur weichet dem jeßmin /
    ...

  •  
    1.
    Wer liebet solchen mund /
    Dem alle küsse schmecken
    Und jederman mag lecken /
    Und machen ungescheut die heisse flammen kund /
    Der heut mit diesem scherzet /
    Und morgen jenen herzet /
    Ja...

  •   1.
    Nicht schäme dich / du saubere Melinde /
    Daß deine zarte reinligkeit
    Der feuchte mond verweist in eine binde /
    Und dir den bunten einfluß dräut.
    Der grosse belt hegt ebb' und flut /
    Was wunder / wenns der mensch...

  •  

     
    Komm / Philirose / schau die nacht /
    Den julep halbverwundter herzen /
    Die zeit / wo wir mit liebe scherzen /
    Hat sich nunmehr zu uns gemacht /
    Das bleiche licht / das itzt erschienen /
    Will uns zur liebes-...

  • Bey diesen brennenden und schwülen sommer-tagen
    Ließ Chloris sich einmahl in ihren garten tragen /
    Und suchte für den brand der sonnen eine klufft /
    Von kühler witterung und schattenreicher lufft.

    Sie setzte sich erhizt bey einem baume...