Noch mischt sich das Gold unsrer Augen

  Noch mischt sich das Gold unsrer Augen
Noch fällt ein scheuer Strahl
Auf die lächelnde Madonna
Im sanften Saal.

Noch öffnen sich unsere Arme
Beim Kommen und Gehen weit
Und unsere leuchtenden Herzen
Tragen wir über dem Kleid.

Und alle Liebesglocken
Hängen uns noch im Ohr.
Es fallen und steigen die Locken
Im Engelchor.

Und im tiefgrünen Raume,
Da tanzet unser Kind.
Es wiegt sich auf den Zehen
Und hebet sein Röcklein lind.

Und über unserem Garten
Glänzet der Lilienschnee
Es spiegeln die weißen Flammen
Sich zart im blauen See ...

Noch sind unsere Hände verschlungen
Noch schluchzen die Vögel leis
Und mit den seligsten Tränen
Füllt sich der Zauberkreis ...

Collection: 
1923

More from Poet

Es lässt mir keine Ruhe,
Dass du gegangen bist,
Dass du in diesem Hause
Mein Kind gefangen bist.

Sie geben dir schlechtes Essen
Und quälen dich aufs Blut,
Du aber lächelst mit allen
Du bist so gut.

...

O Phemie: uns ist der Mond ein großes gelbes Tulpenbeet
(Es wälzen keuchend sich vom Horizonte Hollands taube Strahlen).
Vermischt sich Apfelmusgehirn mit Loderherz; kommt Eros viel zu spät
Und wir befinden uns weitaus am wohlsten in der Vertikalen....

Der Blas- und Eu-Phemieen reiche Kette
Hab' ich geschlungen dir, Geliebte, um das Bein.
Und wenn ich sonst nichts von Belang mehr täte,
So könntest du mir Kakadu und Sperber sein.
Erinnre dich der Nacht in jenem Bette,
Als eine...

Dein Leib, vielgliedrig, ist ein tierhaft Gewächse aus Fleisch.
Fischer haben entsetzt dich heraufgezogen in ihren Netzen:
Eine menschliche Qualle, ein Fabeltier, eine weisse Spinne.

Händler haben dich auf den Markt geworfen und ausgeschrieen....

In deinen Blicken wiegt sich der Frühling,
Rosengeflecht und ein Apfelzweig
Schaukeln ihn duftend einher.

Auf deiner Lippen Granat- und Marmorsitz
Streiten zehntausend Lerchen in süßem Tumult
Wähnend sie säßen im Morgenrot....