Der Braut
Liebliche Rose du, im Herbst erblühte,
Zu unsrer Freud' dem Stamme noch geschenkt,
Als trauernd er die Zweige einst gesenkt,
Als ihm im Dunkel jeder Stern verglühte.
Du zauberst mir den Frühling ins Gemüte,
Seh' ich dich so vom Thau der Lieb' getränkt.
Zum Vater fleh' ich, der das Schicksal lenkt,
Daß er vor rauhen Stürmen dich behüte.
Du bist nun Braut, und dem du dich verbunden,
Ich seh's an deinem strahlend heitern Blick, -
Du hast in ihm dein zweites Ich gefunden.
O zahl ihm Lieb' um Liebe denn zurück,
Bereite ihm viel wonnig sel'ge Stunden
Und blühe weiter fort zu seinem Glück.
Dem Bräutigam
Und du, den sie für's Leben sich erkor,
An dem sie künftig sich hinauf will ranken,
Steh' fest im Sturm ohn' Beben, ohne Wanken
Und trage sie zum Himmelslicht empor,
Daß nie sie möge hin und wieder schwanken,
Wenn sich einmal die Sonn' in Nacht verlor.
Der Liebe Sonne scheint durch Nebelflor,
Denn Lieb' ist ewig, Lieb' ist ohne Schranken.
Ja, treue Lieb' hat sie bisher geleitet,
Sie ist ja ihrer Mutter einzig Kind,
Und Gutes ward in Fülle ihr bereitet.
Nun, da ein neues Leben sie beginnt,
In das hinein an deiner Hand sie schreitet,
Mach' du, daß sie darin das Beste find'.