Ein lichtes Wölkchen schaut' ich mal,
Beglänzt vom Abendsonnenstrahl;
Da fiel der Wunsch mir immer ein:
Dies lichte Wölkchen möcht' ich sein!
Des Wölkchens Sonne wärst dann Du,
Und leuchtetest mir liebend zu;
Ich folgte immer Deinem Lauf,
Ging' mit Dir unter, mit Dir auf.
Doch wenn des Himmels helles Blau
Umhüllt von Sturm und Wettergrau,
Und Deines lieben Bildes Licht
Dem armen Wölkchen dann gebricht;
Dann löst' ich mich in Thränendrang,
Und weinte traurig, weinte bang,
Und strömt' als Regen leis' herab,
Und fänd' in kühler Erd' mein Grab.
Und sänk' ich so zur Gruft hinein,
Träf' mich wohl noch Dein letzter Schein:
Dann stieg' aus meinem Erdenlauf
Der Hoffnung lichter Bogen auf.
Aus: Literarisches Taschenbuch der Deutschen in Russland
Herausgegeben von Jegor von Sivers
Riga Verlag von N. Kymmel 1858