Die doppelten Sieben Wochen

 
Sieben Wochen sind nun hin /
Seit ich / Cloris / von dir bin /
Und noch einmahl sieben Wochen
Hat sich Sonn und Mond verkrochen /
Seit ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgeschieden bin.

Ich bin nimmer ähnlich mir /
Seit ich / Cloris / bin von dir:
Meine vormahls rothe Wangen
Hält des Todes Farb' umfangen /
Und der Lippen Glanz stirbt hin
Seit ich / Cloris / von dir bin.

Meiner tuncklen Augen Licht
Siehet seine Sonne nicht /
Ist in trüber Nächte Schatten
Bey dem Tage selbst gerathen /
Bringet sich mit Weinen hin /
Weil ich / Cloris / von dir bin.

Thränen sind die bittre Kost /
Klagen nähret meine Brust /
Ist bey der verhaßten Reise
Meiner krancken Sinnen Speise
Seit ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Wenn die frühe Sonn auffsteht
Und aus Thetis Armen geht /
Siehet sie mich meine Plagen
Der erwachten Erde klagen.
Weil ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Wenn Apollo sich verkricht /
Weichen meine Schmerzen nicht:
Auff den Dornen weicher Bette
Wach ich mit der Nacht die Wette /
Denck ohn Unterlaß dahin
Wo ich war und nimmer bin.

Sieben und noch sieben mahl
Mehrt sich täglich meine Qual /
Welche / wo ichs kan erleben /
Mir nicht eher Frist wird geben
Biß ich / liebste Schäfferin /
Einsten wieder bey dir bin.

Collection: 
1704

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