Nicht mehr

Das war in jenen ungewissen Tagen,
Da meine bange Ahnung fast schon wußte,
Daß ich von dir, mein Lieb, mich trennen mußte;
Wir sahn uns kaum, und keiner mochte fragen.

Da tat in nachversunknem wachem Traum
Sich meine Tür im Dunkel auf, ganz leise -
Und sieh - Du kamst herein - wie eine Waise
In Trauerschwarz gekleidet bis zum Saum.

Und Schweigen war wie nach verlornem Streite,
Du saßest still, dein Blick hing tief und feucht;
Doch wie ich mich zu deinem Mund gebeugt,
Da senktest weinend du den Kopf zur Seite -

Und scheu erschauernd sagtest du: Nicht mehr -
Nun hat sich dieser trübe Traum erfüllt,
Und alles ist mir wie mit Grau verhüllt,
Und jeder Tag ist endlos lang und leer.

Collection: 
1921

More from Poet

  • Ich habe dir keine Rosen geschenkt
    Und kein Geschmeide,
    So wie die andern -

    Ich habe dich nicht mit Flitter behängt
    Und nicht mit Seide,
    So wie die andern -

    Ich habe dich nicht mit Schmeicheln getränkt...

  • Er stand mit andern um die Feier-Tafel,
    Der Glühwein dampfte, rings Geschwafel - -
    Da schlägt die große Glocke in die Nacht
    Zwölf ungeheure Töne:
    Das neue Jahr ist aufgewacht!
    Geschrei bricht los, Kanonenschlag-Gedröhne....

  • Das war in jenen ungewissen Tagen,
    Da meine bange Ahnung fast schon wußte,
    Daß ich von dir, mein Lieb, mich trennen mußte;
    Wir sahn uns kaum, und keiner mochte fragen.

    Da tat in nachversunknem wachem Traum
    Sich meine Tür im...

  • Du hast durch Deinen Kuß
    Mein stromvoll Blut geweckt
    Und mein Gesicht warm aufgehoben aus dem Tag,
    Daß mich nun uferlose große Nacht umspült,
    Herwehend Glanz und Taumel.
    Einwiegend Zittern schwillt in meiner Füße Wurzeln,...

  • Nun Du!
    Du neuer Blick und Atem gegenüber, -
    Dir zwing ich meine Lippen, weil ich muß
    Und sage:
    Sieh mich an!
    Gesicht laß ruhen in Gesicht,
    Es geht nicht anders mehr.

    Wo ist denn Schuld,
    Daß...