Mein trauter Michel ist so gut,
So gut wie er gibt's keinen;
Wenn ihn mein Auge sehen thut,
So möcht's vor Freuden weinen.
Kein Apfel ist so roth und rund
Wie sein Gesicht und Wangen;
Wie Rosenblätter ist sein Mund,
Dran Honigtropfen hangen.
Die Aeugelein sind rund und scharf
Als wie Rebhühneraugen;
Sie könnten, wenn man's sagen darf,
Des Nachts für Sternlein taugen.
Wer ist so flink, und rasch wie er,
Im Tanzen, Werfen, Springen;
Wer kann im Dorfe trefflicher
Zum Dudelsacke singen?
Wer ist so launig, so voll Scherz
Beim Flegel und der Sichel;
Und wer hat ein so gutes Herz,
Als wie mein lieber Michel?
Denkt nur, er ist erst achtzehn Jahr;
Man sieht's an seinem Kinne,
Am schlanken Wuchs, am weichen Haar,
Und an der hellen Miene.
Weiß wohl, es gibt der Mädels mehr,
Die meinen Michel lieben;
Drum fällt's mir armen Mädel schwer,
Die Hochzeit zu verschieben.
Noch heute werd' ich seine Frau,
So wahr ich Lisel heiße!
Daß nicht ein andres Mädchen schlau
Den Michel mir entreiße.
Michel an Lisel
Wer ist wohl auf der ganzen Welt
Vergnügter als ein Bauer?
Sein Haus, und Hof, und Ackerfeld
Macht's Leben ihm nicht sauer,
Hat er ein Weibchen noch dazu:
O Bauer, wie vergnügt bist du!
Ich hab' ein Mädel - Dudeldum!
O Gott, so zuckersüße.
Im Dorf, und Stadt, und weit herum,
Gibt's nichts wie meine Lise.
So jung und schön, so roth und braun,
Und immer von so guter Laun'.
Mein' Lisel ist mir herzlich gut,
Und ich ihr gleicherweise.
Sie schenkt mir Bänder auf den Hut,
Und ich - ich schenk' ihr Sträuße.
Nun Dudelsack, so tummle dich!
Kein Mensch ist so vergnügt wie ich.
aus: Sämmtliche Gedichte von
Chr. Fr. Dan. Schubart Neue verbesserte Auflage
Frankfurt am Main 1829 (Band 3 S. 76-78)